Auch ein „kleiner Schlaganfall“ ist ein Notfall

Die transitorische ischämische Attacke (TIA) kann als „kleiner Schlaganfall“ schnell verharmlost werden. Als häufiger Vorbote eines echten Schlaganfalls bedarf sie jedoch in jedem Fall auch eine medizinische Abklärung. „Die Symptome einer TIA setzen wie bei einem manifesten Schlaganfall schlagartig und in ähnlichen Erscheinungsformen ein. Bei Betroffenen sind häufig plötzliche Sprachstörungen, halbseitige motorische Beeinträchtigungen sowie Bewegungs- und Gefühlsstörungen zu erkennen,“ erklärt Dr. Rudolf Kley. Der Neurologe ist Chefarzt der Klinik für Neurologie und Klinische Neurophysiologie mit Stroke Unit im St. Marien-Hospital Borken. Kley behandelt bereits seit 18 Jahren schwerpunktmäßig Schlaganfall-Patienten sowie Patienten mit neuromuskulären Erkrankungen. „Bei einer transitorisch ischämischen Attacke ist es unbedingt notwendig, dass Patienten als Notfall behandelt werden und eine vollständige diagnostische Abklärung erfolgt“, betont er.

Charakteristisch für eine TIA ist, dass die Symptome nach kurzer Zeit, spätestens innerhalb von 24 Stunden, wieder verschwinden. Oftmals weisen Patienten bereits keinerlei neurologische Defizite mehr auf, wenn sie beim Arzt eintreffen. Dennoch kann eine solche Attacke in nicht wenigen Fällen Vorbote eines größeren Übels sein: „Im Schnitt kündigt sich jeder dritte Schlaganfall durch eine TIA an“, warnt Dr. Kley. „Sind die Symptome abgeklungen und die neurologischen Untersuchungen abgeschlossen, können Patienten zwar zeitnah wieder entlassen werden, eine weitergehende Beobachtung und Behandlung ist jedoch sinnvoll.“ Hier steht für Kley und sein Team die Sekundärprävention an oberster Stelle. Neben der dauerhaften Einnahme eines Medikamentes zur Blutverdünnung kann die Reduzierung vorhandener Risikofaktoren des Patienten wie Bluthochdruck, Rauchen, Diabetes oder Übergewicht eine wichtige Prophylaxe sein. „Wurden die Ursachen einer TIA konsequent behandelt und die Risikofaktoren abgebaut, kann fast jeder zweite Schlaganfall verhindert werden“, ermutigt Kley.

Ob Schlaganfall oder TIA – In beiden Fällen handelt es sich um einen neurologischen Notfall, bei dem jede Minute zählt. Die von der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft und der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe zertifizierte Borkener Stroke Unit ist als spezialisierte Schlaganfallstation für Notfälle dieser Art bestens gewappnet. Mittels fortschrittlicher Therapiewege, modernster Technik und gezielter Frührehabilitation sorgt ein interdisziplinäres Expertenteam unter Leitung von Dr. Kley dafür, schwerwiegende Folgen eines Schlaganfalls schnell zu lindern oder im Idealfall ganz zu vermeiden. Die Borkener Stroke Unit ist im gesamten Kreis Borken die einzige ihrer Art und zählt mit 10 Betten und jährlich mehr als 1.000 Schlaganfall-Patienten zu den größeren Einheiten in Deutschland.

Um nach einer TIA für einen möglichen Schlaganfall möglichst präpariert zu sein, hat Kley noch einen zusätzlichen Rat: „Im Notfall ist es hilfreich, sein Umfeld für mögliche Schlaganfall-Symptome zu sensibilisieren und das Mobiltelefon oder andere Hilfsmittel wie z. B. einen mobilen Notruf zu nutzen, damit man selbst oder Angehörige schnellstmöglich Hilfe alarmieren können.“ Letztlich, so betonen Experten gerne, gilt bei Auftreten der Symptome: Time is Brain.

Zum Archiv